Rapper als Influencer

Ismail Boulaghmal und Hip-Hop-Beratung – sind Rapper als Influencer die bessere Wahl?

Hip-Hop ist in Deutschland einflussreicher denn je. Kids und Fans bis ins höhere Alter lieben die Musik und feiern die Kultur. Auch im Marketing macht sich Hip-Hop immer stärker bemerkbar. Unternehmen nutzen Elemente der Kultur, um sich jung und aktuell zu präsentieren. Künstlerinnen und Künstler werden immer häufiger als Markenbotschafter gebucht. Was ist dabei zu beachten? Und sind Rapper als Influencer die bessere Wahl? Wir haben den Hip-Hop-Berater Ismail Boulaghmal dazu befragt. 

Hip-Hop hat in Deutschland in den letzten Jahren an Popularität und Bedeutung gewonnen. Es ist eine der am weitesten verbreiteten Musikstile und hat einen großen Einfluss auf die Populärkultur. Die deutsche Hip-Hop-Szene ist sehr vielfältig und reicht von Underground-Künstlern bis hin zu Mainstream-Acts.

Viele Künstler haben es geschafft, ein internationales Publikum zu erreichen und ihre Musik zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Musiklandschaft zu machen. Wie aber ist die Verbindung von Hip-Hop-Musiker und Influencer-Marketing? Sind Rapper als Influencer zu empfehlen?

Influencer-Marketing in Deutschland wächst weiter

Influencer-Marketing hat in Deutschland eine sehr starke Position. Die deutschen Unternehmen nutzen die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation und die wachsende Bedeutung von Influencern, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu bewerben und zu vermarkten. Durch die Nutzung von Influencern sind die Unternehmen in der Lage, ein breites Publikum zu erreichen, das sich häufig auf eine bestimmte Zielgruppe oder einen bestimmten Markt konzentriert.

Dies ermöglicht es Unternehmen, ihre Botschaften an eine bestimmte Gruppe zu richten und einer breiteren Masse bekannt zu machen. Eine weitere große Stärke von Influencer-Marketing ist die vergleichsweise geringe Investitionskosten. Insgesamt hat Influencer-Marketing in Deutschland eine wichtige Rolle bei der Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen gespielt und wird wahrscheinlich auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wie gut passen hierzu Rapperinnen und Rapper? Sind Rapper als Influencer sogar besser als andere geeignet?

Rapper als Influencer? Hip-Hop-Künstler mit mehr Einfluss

Mehr und mehr Artist aus Hip-Hop und R&B prägen das internationale Marketing. Besonders stark waren in den letzten Jahren US-Musiker im Luxusmarketing französischer Marken vertreten. In Deutschland kooperiert auch eine wachsende Zahl an Unternehmen mit Rappern. Was ist dabei zu beachten?

Wir haben zu diesem Thema den Musikprozenten, Marketingexperten und Hip-Hop-Berater Ismail Boulaghmal befragen dürfen. Er hat als Marketingchef die Hip-Hop-orientierte Brand Snipes zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte verholfen. Wie schätzt der Fachmann die Rolle von Rappern als Influencer ein und was ist konkret bei Kooperationen zu beachten?

Hip-Hop und Marketing – ein Interview mit Ismail Boulaghmal

Wie erklärst du dir den großen Erfolg von Hip-Hop-Musik der letzten Jahre?

Den erkläre ich mir durch 40 Jahre voller Dynamik, getrieben von authentischen und kreativen Bemühungen der Hip-Hop-Community weltweit. Hip-Hop hat sich gegen andere Genres durchgesetzt, unter anderem weil er für Coolness, Lässigkeit, Style und Kreativität steht. Diese Aspekte darf man nicht unterschätzen, da sie den Großteil der Persönlichkeitsinteressen von Gen-Y und Gen-Z abdecken. Dazu kommt, dass die Musik des Hip-Hops selten allein kommt. Hip-Hop hat immer das Tanzen, die Graffiti-Art, das DJ-ing und vieles andere mit im Schlepptau.

Hip-Hop-Musikvideos streamen in Milliardenhöhe

In der letzten Dekade ist auch die Hip-Hop-Fashion stark in den Vordergrund gerückt und hat sich genauso stark wie die Hip-Hop-Musikindustrie entfaltet. Hip-Hop läuft also in den Clubs, im Radio, auf Festivals. Die Hip-Hop-Musikvideos streamen in Milliardenhöhe auf Spotify und YouTube und jeder Modehändler, der eine junge dynamische Zielgruppe bedienen will, kommt an Hip-Hop und Hip-Hop-affinen Marken auch nicht vorbei.

 

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Kein Stress, cool bleiben, kreativ sein.

Und genauso sieht der Mainstream heute aus, er hört Hip-Hop und er kleidet sich Hip-Hop. Hip-Hop zu denken ist etwas, was man nicht hören oder sehen kann, und trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass das Hip-Hop-mäßige Denken sehr nah bei den genannten Persönlichkeitsinteressen von Gen-Z und Gen-Y liegt. Kein Stress, cool bleiben, kreativ sein. Das ist das, was die Leute heute wollen und Hip-Hop ist der kulturelle Nährboden auf dem diese Werte wachsen.

Wie schätzt du den aktuellen Einfluss von Hip-Hop-Kultur auf Marketing in Deutschland ein?

Sehr groß. Manchmal leider zu groß. Es ist teilweise echt peinlich, wie an das Thema Hip-Hop herangegangen wird, aber das konnte man noch nie ändern. Große Konzerne versuchen sich von Hip-Hop das rauszupicken, was für sie brandsafe und brandkonform ist und lassen andere essenzielle Aspekte einfach aus. Das ist ungefähr so, als würde man einen König porträtieren und ihm einfach die Hose dabei ausziehen. Soll bedeuten, dass Hip-Hop möglichst in seiner Gesamtheit kommuniziert werden soll, um immer den richtigen Kontext zu gewährleisten.

Hip-Hop als eine Art dunkle Materie

Dafür muss man sich eigentlich nur gut auskennen, mehr nicht. Es kann, ehrlich gesagt, evtl. reichen, dass man einfach sehr viele Hip-Hop-Inhalte gesehen hat, gehört hat und viel auf Veranstaltungen, die mit Hip-Hop zu tun haben, gewesen ist. Das alleine wäre schon mehr Kompetenz als von großen Werbeagenturen, die das Thema leider falsch angehen. Besonders viele Sorgen bereitet mir manchmal die Tatsache, dass Hip-Hop als eine Art dunkle Materie im Weltall des Marketings dargestellt wird. Nach dem Motto, keiner weiß wie das alles funktioniert und jetzt können nur die großen Experten helfen.

Gut, sich von Experten beraten zu lassen

Ja, es ist immer gut, sich von Experten beraten zu lassen, die auch einen klaren Track-Record haben, Experten, die vorlegen können, was sie denn genau in dieser Branche gemacht haben und welche Marketingerfolge sie erringen konnten. Das ist teilweise bei großen Agenturen als auch bei neuen kleinen Agenturen überhapt gar nicht der Fall und trotzdem wird damit geworben, dass sie Hip-Hop-Marketing machen würden. Eigentlich versuchen sie nur große Kunden, die den Wunsch haben, sich der Hip-Hop-Kultur anzunähern, aber nicht wissen wie, Angst einzujagen und sich erst danach genau Gedanken darüber zu machen, wie sie es eigentlich umsetzen sollen. Die fehlende Erfahrung dieser Agenturen ist offensichtlich und für jeden einsehbar. Aber hoffen wir das Beste.

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Rapper als Influencer? Die Hintergründe

Warum macht es für Firmen Sinn, im Marketing mit Hip-Hop-Künstlern zusammenzuarbeiten?

Ich glaube nicht, dass es eine Sinnfrage ist, ich glaube, dass es eine Identitätsfrage ist. Wenn sich eine Firma mit den Hip-Hop-Werten identifizieren kann und ihre Leistung/ ihr Produkt den Menschen nützt, die die Hip-Hop-Kultur mögen, dann ist es schon fast alternativlos. Alles andere würde eine Marke nur verwässern und klingt für mich eher nach Opportunismus.

Hip-Hop-Künstler verkörpern vieles in Einem. Wenn sie authentisch sind, stehen sie für Kunst, Selbstbewusstsein, Kreativität, Ausstrahlung, Storytelling, Unternehmergeist. Alles Attribute, die die Musikkonsumenten (Fans) zutiefst bewundern. Das macht Hip-Hop-Künstler zu Helden. Der Hip-Hop-Künstler steht eben auch für die genannten Werte Coolness, Lässigkeit, Kreativität. Insofern bewirken sie einen hohen emotionalen Transfer und schaffen eine starke Bindung zu ihren Fans. Von dieser Bindung und Glaubwürdigkeit kann eine Firma dann profitieren, wenn sich ihre Werte mit denen des Künstlers decken.

Ansonsten biegt man sich zu viel zurecht…

Das Problem von Firmen liegt für mich sogar noch eine Ebene tiefer. Bevor eine Firma erwägt, mit einem Hip-Hop-Künstler zu kooperieren, sollte sie ihr Produkt oder ihre Leistungen zuerst mal hinterfragen und erst mit der Kooperation starten, wenn sie ein wirklich gutes und angepasstes Produkt für die Hip-Hop-Community hat. Ansonsten biegt man sich zu viel zurecht und das wird sich am Ende in der Kommunikation bemerkbar machen. Das ist das, was wir heute erleben. Betreibt man einfach mal Reversed-Engineering, dann sieht der Gedanke so aus: Hip-Hop ist jetzt Mainstream = Maximale junge dynamische Zielgruppe.

Ich möchte mit meiner Firma diesen Leuten meine Produkte anbieten. Was habe ich für Produkte, die diesen Leuten gefallen können? Wenn die Produktfrage geklärt ist, ist die Ausgangslage für die Kooperation mit einem Hip-Hop-Künstler viel aussichtsvoller, da Produkt und Künstler zusammenwachsen können und die Kommunikation des Produkts durch den Künstler organisch geführt werden kann. Dementsprechend wird sie genauso organisch von der Fangemeinschaft angenommen = erfolgreiche Kampagne.

Rapper als Influencer? Das Schaffensniveau

Sind Rapper als Influencer besser als normale Social-Media-Creator, die Lifestyle-Inhalte posten?

Zuerst mal ja, weil sie sich durch Kunst beweisen und damit würde ich generell immer sagen, dass künstlerische Tätigkeit über allen anderen Tätigkeiten steht in Bezug auf das menschliche Schaffen. Ganz konkret folgender Vergleich: Ein normaler Social Media Creator, der sich ein cooles Outfit zusammenstellt, steht im Schaffensniveau unter dem Künstler, der das Outfit designed hat.

Oder ein anderes Beispiel: Ein normaler Social Media Creator, der eine Geschichte von seinem Tagesablauf erzählt, steht im Schaffensniveau unter dem Rapper, der eine Geschichte in einem Taktmuster dichtet und rhythmisch darbietet. Das soll nicht bedeuten, dass die Kunst der Unterhaltung mit einem Social Media Creator abgesprochen werden muss. Ganz im Gegenteil.

Ich finde, es ist eine Kunst für sich, mit einfachsten Mitteln eine Schar von Menschen zu unterhalten und sogar eine emotionale Verbindung aufzubauen. Und trotzdem steht auch diese Kunstform eher auf einer simplen Ebene im Vergleich zur komplexen Ebene von Musik.

Was rätst du Hip-Hop-Künstlern, die überlegen, mit einer Firma im Marketing zu kooperieren?

Eigentlich genau das Gleiche wie den Firmen, nur umgekehrt. Man sollte sich die Frage stellen, hat die Firma ein Produkt, was meiner Community und mir nützt. Wie fühlt es sich an, mit dieser Firma zusammenzuarbeiten, ist das total organisch? Da sollte man nicht nur aufs Geld schauen, sondern sich wirklich überlegen, ob man sich, seinem Image und dem Image gegenüber den Fans einen Gefallen tut.

Was hilft, ist auf jeden Fall von Anfang an offen zu sein, transparent und sich ein klares Bild davon machen, wie die Firma, um die es geht, aufgestellt ist. Und wo sie hin will, um ganz genau zu definieren, ob es überhaupt gemeinsame Ziele gibt. Denn laufen die Ziele von Firma und Hip-Hop-Künstler auseinander, dann dauert es nicht lange, bis die ersten Konflikte entstehen.

 

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Rapper als Influencer? Die Perspektiven

Was für Kampagnen mit Hip-Hop-Bezug möchtest du künftig häufiger sehen?

Ich sehe aktuell keine Kampagnen, die der Culture an sich gerecht werden oder die zumindest eine authentische Umsetzung haben. Was es durchaus gibt, sind viele kleinere Marken, die von authentischen Persönlichkeiten und Kreativen geführt werden und die es sehr gut verstehen, ihren Content und ihre Message zu kommunizieren.

Dazu gehören Low-Light-Studios, 6pm, Pegador, LFDY, um einige Fashion Brands zu nennen. Diese Brands kommen aus der Szene und verstehen den Bedarf ihrer Community, materiell als auch emotional als auch mental. Sie sind Teil der Community und bauen ihr Produkt ganz genau für diese. Daher auch der Erfolg. Ansonsten sieht es leider noch sehr mau aus mit Hip-Hop-Kampagnen…

Vielen Dank für das Interview über Rapper als Influencer, Ismail!

Über Ismail Boulaghmal

Ismail „Isy B“ Boulaghmal ist Musikproduzent, Streetwear- und Hip-Hop-Berater sowie Geschäftsführer von Clubkind Brand Marketing. Er berät Unternehmen und Musiklabels mit Culture Design im strategischen Marketing. Ismail gestaltet seit vielen Jahren die urbane Kultur- und Marketingszene in Deutschland mit. Deshalb ist er auch gefragter Redner sowie journalistischer und wissenschaftlicher Autor.

Zu Ismails Profilen im Internet: Clubkind Marketing | LinkedIn | Instagram | TikTok

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Über den Autor/die Autorin
Johnny ist Experte für Online-Marketing, seine Spezialgebiete sind Suchmaschinenoptimierung (SEO), Content-Strategien und Blogger-Networking. Wenn er nicht gerade selbst Texte verfasst oder redigiert, meditiert er über Analyse-Tools für Marketing-Kampagnen, Webseiten und Influencer.

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