Chatbots sind nicht mehr neu, ihr großes Potenzial ist aber längst nicht ausgeschöpft. Im Zuge der KI-Revolution der letzten Jahre wurden unterschiedliche Bots noch einmal auf ein neues Level gebracht. Was sind eigentlich Learning Bots und wie werden sie an einer besonders modernen Hochschule aus Deutschland eingesetzt? Lehren und Lernen der Zukunft – so wurden Learning Bots an der IU Internationale Hochschule eingeführt.
Die IU Internationale Hochschule leistet seit 2022 Pionierarbeit, was die Einbeziehung von KI und Chatbots in den Lehr- und Lernprozess angeht. Als erste Hochschule in Deutschland hat sie eine eigene Lern-KI eingeführt, um die Studierenden zuverlässig, individuell und rund um die Uhr zu unterstützen.
Doch das ist längst nicht alles – die IU-Hochschule entwickelt ständig weitere Angebote, um mit der neuesten Technik möglichst vielen Menschen Bildung zugänglicher zu machen. Dabei ist es natürlich auch wichtig, intern die KI-Begeisterung zu fördern.
Wir haben Kerstin Vogel, Programm-Managerin für das Faculty AI Enablement, zum Thema Learning Bots befragt.
Inhaltsverzeichnis
Kerstin Vogel über die Learning Bots-Einführung an der IU
ODS: Was genau sind die Learning Bots an der IU?
„Ein Learning Bot ist ein fortschrittliches, auf Large Language Models (LLMs) basierendes System, das entwickelt wurde, um realitätsnahe Interaktionen in spezifischen Szenarien zu simulieren und als effektives Lern- und Übungswerkzeug zu dienen. Diese Bots nutzen die Fähigkeiten von LLMs, um menschliches Verhalten, Reaktionen und Kommunikationsmuster in bestimmten Situationen präzise nachzuahmen, wie etwa bei Anamnesegesprächen, Investorenpräsentationen oder Mitarbeitergesprächen über.
Durch die Nutzung der umfangreichen Sprachverarbeitungs- und Generierungsfähigkeiten von LLMs können Learning Bots dynamisch auf Eingaben von Benutzenden reagieren und sich anpassen, um eine äußerst realistische und lehrreiche Erfahrung zu bieten. Sie ermöglichen Benutzenden, ihre Fähigkeiten in einem kontrollierten, aber hochgradig interaktiven Umfeld zu trainieren und zu verbessern, ohne reale Konsequenzen befürchten zu müssen.“
ODS: Welche Zielsetzung verfolgt die IU mit diesen Bots?
„Learning Bots sind ein großer Schritt hin zur Vision der IU democratize education, denn durch sie können Studierende weltweit zu jederzeit, unabhängig der Verfügbarkeit der Lehrenden, Lernerfahrungen machen.
Darüber hinaus kann damit die Qualität der Lehre gesteigert werden, denn Lehrende kann damit Freiraum geschaffen werden, welcher für Qualitätssicherung und intensivere Betreuung genutzt werden kann. Zum anderen kann damit die Praxisnähe weiter ausgebaut werden.“
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Vorgehen bei der Einführung der Learning Bots
ODS: Wie seid ihr bei der Einführung genau vorgegangen?
„Zunächst erfolgte ein Aufruf zu Pilotprojekten, danach gab es Pitch-Termine für Pilotprojekte. Im Anschluss erfolgte eine Begleitung der auswählten Piloten – drei Monate zum Aufbau, anschließend eine Testphase mit den Studierenden und zum Schluss eine Evaluation.“
ODS: Wie wurde der Zugang zu den Learning Bots erweitert?
„Parallel zu Projektbegleitung erfolgte eine Integration des Promptings von Learning Bots im allgemeinen Training für die Lehrenden der IU. Bei Interesse konnte ein spezielles Training für das IU Tool zur Boterstellung in einem eigenen Kurs gewählt werden, das die Basis für unsere Chat-basierte Lern-KI namens Syntea darstellt. Außerdem wurden Learning Bots bei Learning Lunches sowie Fachgebiets- und Professor:innen-Treffen unserer Hochschule vorgestellt.“
ODS: Wie ist es euch gelungen, möglichst viel an Bord zu holen und zu halten?
„Grundsätzlich gehen wir trotz der schnellen Entwicklungen behutsam vor. Wir versuchen, die Angestellten damit nicht zu überfordern – bieten immer wieder neue Informationen an und unterstützen bei Bedarf. Bei den Trainings war das Interesse so groß, dass es fast zu Engpässen gekommen wäre – das war natürlich auch gute Werbung.“
ODS: Wie geht es an der IU mit den Learning Bots weiter?
„Auf jeden Fall dynamisch! Ziel ist es, dass wir Studierende mit didaktisch wertvollen Bots in ihrer Lernerfahrung unterstützen, wo dies möglich ist. Dazu führen wir, neben der weiteren Trainings für unsere Lehrenden, auch weitere Tests durch, um herauszufinden, wann und wie Learning Bots einen Mehrwert für unsere Studierenden bieten.“
Vielen Dank für das Gespräch, Kerstin Vogel!
Lehren und Lernen der Zukunft mit KI im Fazit
Chatbots und KI-Technologien revolutionieren zunehmend die Bildungslandschaft. Obwohl Chatbots nicht neu sind, hat die jüngste KI-Entwicklung ihr Potenzial erheblich erweitert. Learning Bots, wie sie an fortschrittlichen Hochschulen wie der IU eingesetzt werden, zeigen schon jetzt die nächste Stufe dieser Evolution.
Die fortschrittlichen Systeme nutzen Large Language Models, um realitätsnahe Interaktionen zu simulieren und individualisierte Lernerfahrungen zu bieten. Sie ermöglichen:
1. Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von Lernunterstützung
2. Personalisierte Lernpfade und regelmäßige Aktualisierung
3. Praxisnahe Simulationen ohne reale Konsequenzen
4. Entlastung für qualitativ hochwertige Betreuung
Der Einsatz solcher Technologien zielt darauf ab, Bildung zugänglicher und flexibler zu gestalten. Gleichzeitig stellen sie Bildungseinrichtungen vor die Herausforderung, diese Technologien sinnvoll und ethisch in bestehende Lehrkonzepte zu integrieren. In jedem Fall wird eine intensive Auseinandersetzung mit KI für die künftige Arbeitswelt immer wichtiger.
Das Lernen der Zukunft wird voraussichtlich eine Mischung aus menschlicher Anleitung und KI-gestützten Tools sein, wobei der Fokus auf der Förderung von Fähigkeiten wie kritischem Denken, Kreativität und sozialer Interaktion liegt – Bereiche, in denen Menschen (noch) einen Vorteil gegenüber KI haben.