Für Rezo, einen YouTuber und Zeit-Kolumnisten, ist das „Sie“ als Anrede in sozialen Medien eine grob unhöfliche Ansprache. Bereits Ende Januar sagte er: „In sozialen Medien ist das Du die Standard-Anrede. Doch erschreckend viele User respektieren das nicht.“ Knigge-Experte Clemens Graf von Hoyos hat für Online-Durchstarter einige Gedanken zum Duzen im Internet niedergeschrieben.
Duzen im Internet als Muss? Rezo nimmt sich heraus, zu behaupten, dies sei üblich, in den sozialen Medien. Das riecht jedoch verdächtig nach einem taktischen Kampf, ein Monopol des Duzens in den Medien zu erlangen. Und kürzlich hat Xing den Schritt gewagt und beschlossen: Das Siezen wird abgeschafft! Im Newsletter vom 28. Mai 2020 wurde festgelegt, dass alle 18 Millionen Nutzer des Business Netzwerkes sich von nun an duzen sollen. Innerhalb weniger Stunden gab es massiven Widerstand. So stellt sich also die Frage: Wie ist es jetzt mit dem Duzen und Siezen?
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Sie oder Du – ein feiner Unterschied – auch im Internet
In einer überlieferten Geschichte heißt es, ein Chauffeur habe seinen Vorgesetzten gebeten, ihn mit „Sie“ statt wie zuvor mit „Du“ anzusprechen. Daraufhin antwortete dieser seinem Angestellten, er wolle dann künftig mit „Du“ angesprochen werden, damit weiterhin ein Unterschied zwischen ihnen bleibe.“ Laut Rezo sind die Zeiten, in denen die Mächtigen (also die Alten und Reichen) auf Basis von gesellschaftlicher Konvention und Gesetzen die Schwachen (also die Jungen oder Armen) viel eher entmenschlichen und missbrauchen, lange vorbei.
Entweder konsequentes Dutzen oder Siezen. Eine Ausnahme bilden hier höchstens die Klassen 1 bis 9 in den Schulen: Die Lehrkraft wird gesiezt und die Schüler geduzt.
Siezen und Duzen im Internet und in der analogen Welt
Grundsätzlich gilt für das Kommunizieren in der analogen sowie der digitalen Welt das Gleiche: Es ist die Interaktion zwischen Menschen. Die Verwendung von „Sie“ oder „Du“ hat an sich nichts damit zu tun, wie höflich oder unhöflich jemand ist. Ein Duzer kann ein sensibler, respektvoller Mensch sein, genauso wie es Siezer gibt, die unhöfliche Grobiane sind und umgekehrt. Trotzdem ist das „Sie“ allgemein ein Ausdruck professioneller verbaler Distanz. Wobei das „Du“ für persönliche Nähe steht. Das erzwungene „Du“ ist also eine – möglicherweise beabsichtigte – Manipulation der Beziehung, besonders wenn es noch keine gibt.
Die gemischten Formen, wie das Münchener-Du, Hamburger-Sie, das Tages-Du oder das Seminar-Du, lassen wir an dieser Stelle außen vor, da das nicht ganz unproblematisch ist. Eigentlich heißt es nämlich: Einmal beim Du, immer beim Du! Die Funktion des Duzens ist klar, wenn Sie in abgegrenzten Gemeinden, in Baustellen-Trupps, innerhalb eines Unternehmens oder beim Sport im Team üblich sind. Der Zweck des Duzens ist die direkte Nähe und die ein Kollektiv erzeugende Kommunikation. Aber heißt das, dass es sinnvoll ist, das Siezen direkt abzuschaffen?
Wenn Duz-Räume erweitert werden, geschieht dies häufig aufgrund der spezifischen Vorteile, die der schnelle Du-Sager sich davon verspricht. Beispielsweise bei der Einstellung eines Dienstleisters als Duz-Freund: „Mach das bitte mal eben.“ In verschiedenen Online-Foren haben sich Early-Adopter bereits Ende der 1990er Jahre zur Differenzierung von der realen Welt häufig mit Du angesprochen. Der Grund dafür war in erster Linie die Verwendung von Spitznamen und Avataren, die keine eindeutige Ansprache zuließen.
Hin und her – wie das Internet das Siezen anfangs begünstigte
Seit allerdings in jedem Haushalt eine Internetverbindung besteht und mobile Geräte auch den Massen den jederzeitigen Zugriff auf das World Wide Web ermöglichen, jede Altersgruppe online ist und Menschen (oft) keine Angst mehr haben, unter echtem Namen zu erscheinen, kann man nicht mehr pauschal sagen, dass in den sozialen Medien geduzt wird. Schließlich ist das Internet heute ein Querschnitt unserer Gesellschaft.
Wenn Sie jedem Einzelnen in einer Gesellschaft gerecht werden möchten, sollten Sie sich frei nach Knigge bewusst machen, was – vor dem Hintergrund der Wertschätzung und Rücksichtnahme – zumindest als dem Anlass und dem Adressaten angemessenes Verhalten wahrgenommen werden kann. Was mit guten Absichten passiert, wird nicht von allen als gut empfunden. Im Idealfall ist Ihr eigenes Verhalten weitgehend situationselastisch. Warum sollte etwas anderes online als offline gelten?
Duzen als Geschäftsmodell – IKEA lässt (Dich) grüßen
Soziale Konventionen befinden sich laut Rezo „ständig im dynamischen Wandel“. Dem muss man zustimmen. Ihm zufolge würde man jetzt jedoch in den sozialen Medien nur noch duzen. Aber wie es hier gesagt wird, klingt es fast so, als wäre die höchste Evolutionsstufe erreicht. Im Netz, wo Menschen manchmal absichtlich ihre Identität verschleiern, könnte man genauso allgemein argumentieren, dass man siezen muss, weil man nichts über den anderen weiß.
Wo ist dann die Dynamik, wenn es außer „Sie“ und „Du“ überhaupt keine großartigen Alternativen gibt? Für Rezo sind Menschen, die das „Sie“ in seine Duzwelt tragen, Reaktionäre. Wir wissen jedoch spätestens seit IKEA, dass eine solche Alternative auch ein großartiges Geschäftsmodell ist. Dies gilt möglicherweise noch mehr für einen YouTube-Kanal. Hier vermischt sich also bereits ein lukratives Geschäftsmodell mit einer angeblichen Entwicklung der Kommunikation.
Xing stützt sich auf eine Umfrage zur neuen Duz-Kultur, in der „eine überwältigende Mehrheit „Ja“ zu Duzen sagt. Es ist nicht klar, wer hier genau befragt wurde. Ich kann mich nicht erinnern, interviewt worden zu sein – genauso wenig wie meine Xing-Kontakte, die ich dazu interviewt habe. Ein weiteres Argument von Xing: Wir fühlten uns einfach wohler mit dem Du. Wieder entsteht der Eindruck, als ob die eigenen Interessen und Gefühle mehr zählen als die des Empfängers.
Siezen oder Duzen im Internet – ein vorläufiges Fazit
Ganz klar: Solche umfangreichen Kommunikationsmittel und -kanäle ähneln mit zunehmender Nutzung immer mehr der Gegenwart, werden zu einem Bild der Kommunikation im analogen – oder ketzerisch: der realen Welt. Jeder, der als aufgeklärter Mensch einen allgemeinen Respekt vor anderen Menschen hat, kann nicht so entsetzt auf ein „Sie“ reagieren. Es gilt weiterhin die Faustregel: „Du“ ist Vertrautheit, „Sie“ ist Unvertrautheit. Ein „Sie“ gleicht einer respektvollen Distanz, ein „Du“ ist distanzlos. Die bekannte Binsenweisheit um das A-Wort muss hier nicht einmal erwähnt werden.
Wer künstlich und zum Zweck eines besseren Selbstmarketings eine ideale Welt von Gleichen unter Gleichen fordert, bewegt sich bereits in einer Welt der Unausgewogenheit.
Clemens Graf von Hoyos
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass sich die Beziehung ändert, wenn man das Kommunikationsmedium wechselt. Bei guter Kommunikation werden nicht nur Nachrichten, sondern auch Informationen transportiert. Diese Informationen geben Auskunft über Ihre eigene Rolle, Ihre eigene Funktion und Ihre eigene Persönlichkeit und ermöglichen so ein individuelles Adressieren. Früher oder später werden Kontakte geknüpft, gepflegt und vertieft. Irgendwann ist die Zeit des Duzens gekommen – oder vielleicht auch nicht.
Die Zeit des Internets als geschlossene Duz-Gesellschaft ist überholt, seit es sich zu einem Massenmedium entwickelt hat. Überall dort, wo sich die Gesellschaft widerspiegelt, haben Toleranz und Demokratie Vorrang vor den Dogmen kleiner Interessengruppen. Der entscheidende Punkt ist, dass sich jeder entsprechend seiner Façon glücklich fühlen sollte. Jedoch sollte man sich immer bewusst sein, dass die Freiheit des Individuums dort endet, wo die Freiheit des anderen beginnt. Und das kann auch eine Rückkehr zum „Sie“ bedeuten. Also das Siezen für mehr Duzen im Internet abschaffen? Gewiss nicht!
Dieser Beitrag ist in ähnlicher Form zuerst auf VonHoyos.com erschienen.
15 Antworten
hatte das bisher wie rezo gesehen. aber jetzt bin ich ins gruebeln gekommen. wenn das duzen zum zwang wird ist es ja echt irgendwie auch wieder spiessig…
Bin schon sehr lange Xing-Mitglied und fand es auch irgendwie ungehörig, dass man mir das “Du” nicht anbietet, sondern quasi aufzwingt. danke für den beitraf
Das Internet ist seit jeher “Du”.
All die Internet-“Neulinge”, die sich daran stören, haben da halt nix zu suchen.
Immer wenn ich bei Facebook oder sonst wo jemanden treffe, der sich am “Du” stört,
weise ich ihn/sie darauf hin und bitte ihn/sie freundlich sich dem Zeitgeist und dem Internet anzupassen.
Ganz einfach.
Sehr geehrter Herr / Frau Nomis, Ich bin seit den ersten Tagen des Internets oim Netz. Damals war das noch ARPA-Net. Ich Sieze seit diesen Tagen alle Leute die Ich noch nicht persönlich kenne. Im gegensatz zu den Leuten die sich hinter Irgendwelchen Fantasienamen verstecken habe ich auch kein Problem damit meinen eigenen Namen zu nennen. Ich bin dagegen der Meinung das Solche Fantasten im Internet nichts zu suchen haben. Im Übrigen dürfen Sie das I-Net nicht mit Facebook und Co verwechseln!! Das Netz ist nur das Transportmedium!!
Was das “Das Internet ist seit jeher „Du“” angeht – großer Irrtum. Im anerikanischen Englisch (und das Internet ist eine amerikanische Militär-Erfindung!) wird zwar mit “you” angesprochen aber das ist 3. Person Singular – im deutschen – also “ihr” und nicht du! ich empfehle daher mal englisch zu lernen. Bei allen Webseiten die andere “Leute” ansprechen und keine “Kinder” empfiehlt sich daher das “Sie” alles andere ist grob unhöflich!!
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Ohms,
ich habe Ihren Beitrag zum Duzen gelesen, und Sie sprechen mir aus der Seele. Auch was die Unkenntnis der Deutschen in bezug auf die US-amerikanische Sprache betrifft. Duzen darf dort nur der ohnehin ,fragwürdige Gott’, nämlich mit ,thou’. Zu ihm sagt man ,thee’. Da die meisten Deutschen sowieso lieber US-amerikanisch sprechen (siehe event, clever, easy, DNA usw.), ohne dabei nachzudenken, übernehmen sie jedes neue Element von dort, und sei es noch so unsinnig. Und wie auf diesen Seiten unschwer zu erkennen ist: Auch hier werden wir geduzt wie von Bahnhofspennern, was durchaus Rückschlüsse auf das Niveau zu läßt.
Das Duzen stellt im allgemeinen eine Straftat dar. Das ist gesetzlich so geregelt. Duzen wir Polizisten oder Richter, kostet das mehrere Hundert Euro! Stehen diese Leute über uns?
Das Allgemeine Persönlichkeitsrecht bezweckt den Schutz der Persönlichkeit einer Person vor Eingriffen in ihren Lebens- und Freiheitsbereich. Auch wenn das allgemeine Persönlichkeitsrecht im Grundgesetz nicht ausdrücklich erwähnt wird, ist es heute gleichwohl in der allgemeinen Rechtsüberzeugung als Gewohnheitsrecht anerkannt, nachdem es erstmals 1954 vom Bundesgerichtshof und seitdem in einer Vielzahl von Urteilen in richterlicher Rechtsfortbildung als umfassender Persönlichkeitsschutz aus der in Art. 1 Abs. 1 GG garantierten Menschenwürde und dem Grundrecht des Art. 2 Abs. 1 GG auf freie Entfaltung der Persönlichkeit abgeleitet wurde. Das Bundesverfassungsgericht hat das Allgemeine Persönlichkeitsrecht definiert.
Das allgemeine Persönlichkeitsrecht wird verstanden als ein absolutes umfassendes Recht auf Achtung und Entfaltung der Persönlichkeit. Es wurde 1954 vom Bundesgerichtshof entwickelt und wird auf Art. 2 Abs. 1 (Freie Entfaltung der Persönlichkeit) in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG (Schutz der Menschenwürde) gestützt.
Zur Achtung der Menschenwürde gehört z. B. , daß ein Chef seine Angestellten nicht duzen darf! Tut er es dennoch, kann er strafrechtlich belangt werden.
Es ist angnehm, doch ab und zu vernünftige Menschen anzutreffen, die sich abheben vom Niveau der Asozialen.
MfG
F. Wolf
Schriftsteller und Autor der ;Atheistischen Bibelbetrachungen’.
Quatsch.
Man muss nichts “dem Internet anpassen”, sonst könntest Du oder Sie das Strafrecht neu erfinden.
Ich bin derMeinung: Querdenker und Asoziale haben hier nichts zu suchen!
ICH WILL NICHT VON FREMDEN MENSCHEN MIT “DU” ANGEREDET WERDEN! WEDER IM INTERNET, NOCH SONST IRGENDWO! Punkt aus!
Jedes Kind in der Schule lernt schon, dass man fremde Erwachsene nicht einfach so mit “Du” anredet. Das ist unhöflich und respektlos und gehört sich nicht. Weder im Internet, noch im realen Leben. Und es verletzt die Würde des Menschen. Auf engl. Seiten gibt es kein “Du” oder “Sie” – das ist auch etwas Anderes. Aber wenn ich mich auf deutschsprachigen Seiten bewege, möchte ich bitte auch nach deutschem Sprachgebrauch angeredet werden – ob anonym oder nicht.
Und Eines kann man mir glauben: Ich bin schon ziemlich lange unterwegs im Internet – aber einen solchen Werteverfall mache ich nicht mit! Und das IST Werteverfall!
Hallo Frau Becker,
mir geht es genau wie ihnen. Diese Pseudonähe durch das aufgezwungene du ist abstossend. Und dann gibt es noch Leute wie diesen Nomis, die glauben, jemanden “aus dem Internet” verweisen zu können, wenn man den Zwang-Du nicht mitmachen will.
Pervers.
Hallo Frau Becker,
wie Sie so habe auch ich etwas gegen das mittlerweile obligatorische Duzen. Nicht nur im Net. Rewe- Dein Markt! Wenn ich so etwas höre, dann wehre ich mich dagegen, und zuweilen in unflätiger Weise, wie das der Adressat verdient. Er ruft in den Wald, ich bin das Echo. Er beleidigt mich damit, folglich beleidige ich ihn auch. Das sollte jeder tun! Ich bin daswegen schon mehrere Male von diesen asozialen Subjekten wie Lidl, (Aldi hat sich besonnen), VW, der Telekom, Ikea, Bosch, Siemens usw. angezeigt worden. Die sind nämlich der Auffassung, sie dürfen beleidigen, unsereins nicht! Die Anklagen wurden jedesmal fallengelassen.
Sie sprechen den deutschsprachigen Raum an. Das ist ein weites Gebiet, und die Deutschen lassen sich ja alles gefallen, sie übernehmen gedankenlos, daß z. B. in den meisten Schreibmedien im Net die Anführungszeichen oben stehen. Sie merken es nicht! Manche Verlage übernehmen auch das kritiklos in ihren Publikationen. Die Deutschen sind derart US-afin, daß sie beim Übersetzen die US-amerikanischen Ausdrücke verdeutschen.
,,Das macht keinen Sinn”. Im Deutschen heißt es: Das ergibt keinen Sinn! Übersetzer aus dem US-Amerikanischen machen aus der mom eine Mom, aus dad einen Dad und aus dem grandpa einen Grandpa. Das nennen die dann Übersetzung! Und die Verlage übernehmen das mit Begeisterung. Die Verlage sind hauptsächlich für den Verfall der Sprache verantwortlich. Auch wegen der zahllosen Fehler in ihren Büchern.
Grüße
Sehr geehrter Herr Max,
“Das Gegenteil von professionell ist Persönlich”
Wenn jemand mit mir Geschäfte machen will, dann lege ich Wert darauf das dies klar ist. Im Falle von Ikea lasse ich gelten das dort Schwedische Gebräuche gepflegt werden sollen, und ich weiss ja vorher was mich erwartet.
Im Falle von Facebook empfinde ich das duzen als störend, zumal hier selbst die Anrede konsequent klein geschrieben wird! Dies ist m.E. grob falsch und nimmt mich gegen diese Plattform ein.
MFG
Gerhard
Siezen halte ich generell für überholt, im “wahren” Leben und erst recht im Internet. Ich empfinde es ebenfalls grob unhöflich im Internet gesiezt zu werden. Ich bin daher froh, dass das “Sie” in mehr und mehr Medien abgeschafft wird, auch in der Werbung, in Fernsehsendungen etc.
Guten Tag, ich finde es beleidigend und respektlos, dass man im Internet mit “Du” angeredet wird – ungefragt und ohne sich Erlaubnis einzuholen. Ich ärgere mit maßlos darüber – und es verletzt zutiefst meine Würde! Man redet keine erwachsenen Menschen einfach so mit “du” an; weder auf der Straße, noch im Internet! Das gehört sich einfach nicht! Das lernen schon Kinder in der Schule! Sind die Menschen denn nicht mal mehr dazu bereit und in der Lage; diese einfachsten Umgangsformen und Regeln der Höflichkeit zu beachten? Und was ist das für ein Unsinn, sowas auch noch mit “Zusammengehörigkeitsgefühl” zu begründen zu wollen? Ich gehöre mit niemanden zusammen, den ich nicht kenne! Also was soll dieser Quatsch? Es ist einfach nur beleidigend, unhöflich und respektlos! Und ich überlege immer, was man dagegen tun kann. Es muss doch möglich sein, Verbündete zu finden gegen diese Herabwürdigung fremder Menschen! Wieso stört das anscheinend niemanden? Wieso stört dieser Verlust an Werten und Respekt vor anderen anscheinend niemanden? Ich kenne viele, die das ebenso stört wie mich – wieso macht keine offizielle Stelle etwas dagegen? Es gehört nämlich m.E. ebenso zur Netiquette, dass man fremde Menschen nicht ohne Erlaubnis duzt! Ich habe mich schon beim BSI beschwert, aber die fühlen sich nicht zuständig. Und auch bei den Plattformen im Internet direkt, mit denen ich zu tun habe, habe ich mich beschwert, dass ich nicht mit “Du” angesprochen werden will. Aber ich kann ja nicht eine einzige Seite mehr öffnen, ohne nicht mit “Du” angequatscht zu werden! Was soll denn das? Bin ich ein Nichts? Bin ich es nicht wert, mit Höflichkeit und Respekt behandelt zu werden – auch im Internet? Jeder möchte das doch – aber im Internet braucht man das nicht zu tun?
Bei einigen Kommentaren habe ich mich gefragt, ob da jemand die Ironie-Tags vergessen hat. Ich staune immer wieder, worüber man sich eschauffieren kann. Es ist denke ich ein typisches Symptom unserer Gesellschaft, dass man sich auch über Nichtigkeiten so in die Wolle kriegt. Wenn man duzen nicht mag, dann sucht man halt die entsprechenden Angebote nicht auf.
Ein Kommentator macht es sich mit der Aussage: Wenn man nicht duzen mag, solle man die entsprechenden “Angebote” nicht aufsuchen, wohl ein wenig sehr einfach.
Ich habe mich über das distanzlose Duzen eines großen Hamburger Versandhandels (bei einer Anfrage von mir!) beschwert und erhielt folgende lächerliche Antwort:
“XXXX ist bemüht den Kunden näher zu kommen und duzt so grundsätzlich erst einmal alle Kunden.”
Weder sehe ich da ein Näherkommen noch möchte ich, dass ein Versandhandel mir “näherkommt”.
Als echauffiere (sic!) auch ich mich über das Duzen in so einer Konstellation.